Endlich wollte ich heute die neue Plastikkarte abholen. Ich bin ja Abokunde bei BVG bzw. S-Bahn und fahre mit einer Umweltkarte. Diese Karte war neulich kaputtgegangen. Der Kontrolleur hatte mich wissen lassen: „Sie müssen die Karte am Ostbahnhof abholen in den nächsten 14 Tagen.”

Gesagt, getan. Ich fahre zum Ostbahnhof. Im ersten Stock ist die Zahlstelle für Leute, die beim Schwarzfahren erwischt wurden. Dorthin gehe ich und komme sofort ran. “Ich brauche eine neue Plastikkarte”, sage ich. “Die kriegen Sie aber nicht hier, sondern ein Stockwerk tiefer im Reisezentrum.” Aha. Danke.

“Ihren Ausweis bitte”, lächelt mich die Dame am Schalter an. Nach einigen Sekunden setzt sie dann fort: “Ich habe Sie gar nicht in meinem System. Haben Sie den Vertrag vielleicht mit der BVG geschlossen?” “Äh, S-Bahn oder BVG? Weiß nicht. Der Brief neulich kam von der Bahn.” “Nein, Sie sind kein Kunde von uns.”

Als Kunde ist es dir reichlich egal, mit wem du genau das Vertragsverhältnis hast. Die Umweltkarte kostet gleichviel, sieht genauso aus. Es macht keinen Unterschied für den Bahnfahrer. Die wenigsten Leute werden wissen, mit wem sie den Vertrag geschlossen haben.

Ist aber wichtig. Für die Bürokratie. Die Bahn kennt nämlich die BVG-Kunden nicht. Und umgekehrt.

“Sie müssen zur BVG gehen”

Und nun? “Da müssen Sie zur BVG fahren und da eine neue Karte holen. Und dann nach oben zu den Kollegen, um das einzustellen.” “Die von oben haben mich aber runtergeschickt.” “Jetzt müssen Sie doch zu denen, aber nur mit der neuen Karte.” “Und wo muss ich zur BVG?” “Am Alexanderplatz.”

Jede Mobilfunkfirma, jeder Verlag hätte das besser geregelt. Ich beginne zu schimpfen, dass das kundenunfreundlich ist, jemanden ständig wie einen Schwarzen Peter von A nach B zu schicken. Sie antwortete – sachlich korrekt -, dass sie mir nunmal keine neue Karte ausstellen kann, da ich kein Bahnkunde sei.

Ich also zur BVG am Alexanderplatz. Dort erhalte ich nach 10 Minuten Bürokratie-Marathon eine neue Plastikkarte mit dem Hinweis, ich müsse die jetzt einstellen lassen bei der S-Bahn am Ostkreuz. “Was genau einstellen?” “Die muss eingestellt werden.” “Aber ich kann auch so damit fahren?” “Ja, aber Sie müssen zur S-Bahn.”

BVG-Kundencenter

Wozu muss eine aktivierte Karte eingestellt werden?

Danke, die Information reicht. Ich werde mich nicht der Bahnbürokratie unterwerfen und auch noch freiwillig einen Behördengang absolvieren, wenn die Karte auch so funktioniert. Wenn ich irgendwann mal am Ostbahnhof bin, lasse ich die Karte “einstellen”, was immer das auch heißen möge…

Bis dahin überlege ich mich ein besseres System für Abokunden im öffentlichen Nahverkehr in Berlin. Oder ich steige um auf die guten alten Papierkärtchen (eine für jeden Monat). Die hast du früher bekommen, und die gibt es immer noch! Es gibt sie nur am Schalter am Alexanderplatz. Sie haben keinen Chip, der kaputtgehen kann. Und – noch besser – ich kann sie bar bezahlen. Keine Überwachung, kein moderner Schnickschnack. Wie gemacht für mich.