Gerade ist der viertägige Wahlmarathon der AfD in Magdeburg zu Ende gegangen. Genauer gesagt: Er wurde wie erwartet vertagt. Im Januar wird die Versammlung fortgesetzt. Dann werden wir hoffentlich unsere Liste vervollständigen können.

Der Parteitag begann mit einer etwas skurrilen Taxifahrt zum Magdeburger Messegelände am Freitagnachmittag. Die Stadt war total friedlich. Keine linksradikalen Demonstranten, kein Polizeiaufgebaut. Schön, dass der Antifa irgendwann auch mal die Luft ausgeht, dachte ich.

Ich sagte das so ähnlich zum Fahrer und fügte hinzu: “Das ist keine westdeutsche Universitätsstadt – hier in der mitteldeutschen Provinz ist die Welt noch in Ordnung.”

Schweigen.

Nach einer Weile kam mir das komisch vor. Ich beugte mich vor und fragte: “Sie sind jetzt aber nicht beleidigt, weil ich Provinz gesagt habe?” (Immerhin ist Magdeburg ja Landeshauptstadt.) Er sofort: “Doch, daran habe ich auch gerade gedacht. Aber wissen Sie, ich bin ja schon lange fort von hier…” Dann erzählte er, dass er als Ingenieur auf dem BER arbeitet, aber eigentlich in Havanna lebt! Taxi fährt er nur nebenbei zum Spaß. Es war ein interessantes Gespräch.

Leider sollte sich der erste Eindruck, dass es total friedlich bleiben würde, nicht bestätigen. Am Ende des ersten Abends wurde vier meiner Parteifreunde vor ihrem Hotel aufgelauert. Eine etwa zehnköpfige, schwarzvermummte Horde wartete, bis sie mit ihrem Taxi hielten, um sie zu verprügeln. Zwei entkamen, zwei retteten sich ins Taxi, dessen Scheiben mit Baseballschlägern zertrümmert wurden. Der Fahrer gab Gas. Vierstelliger Sachschaden.

Als ich am nächsten Morgen ein Taxi bestieg und den Ort nannte, fing die Taxifahrerin sofort an zu schimpfen. “Wissen Sie, was letzte Nacht passiert ist?”. Klar wusste ich das – das waren ja meine Leute gewesen. Die Geschichte hat sich in Windeseile unter den Taxifahrern herumgesprochen. “Was sind denn das für Zustände? Die AfD ist doch eine normale Partei”, sagte die Frau.

“Das war die Rigaer Straße von Magdeburg”, sagte einer der Augenzeugen am nächsten Tag zu mir. Er war sauer, nicht vorgewarnt worden zu sein. Gewalttätige Linksextremisten gibt es leider nicht nur in westdeutschen Universitätsstädten.

Der Parteitag widmete sich derweil der Aufstellung der Kandidaten. Diese 13 haben wir bereits nominiert:

  1. Jörg Meuthen
  2. Guido Reil
  3. Maximilian Krah
  4. Lars Patrick Berg
  5. Bernhard Ziemniok
  6. Nicolaus Fest
  7. Markus Buchheit
  8. Christina Anderson
  9. Sylvia Limmer
  10. Gunnar Beck
  11. Joachim Kuhs
  12. Erich Heidkamp
  13. Verena Wester

Harald Laatsch, Sebastian Maack, Rolf Wiedenhaupt, Georg Pazderski

Alles integre Typen, eine ausgezeichnete Truppe für das EU-Parlament. Unsere Abgeordneten werden dort dafür sorgen, dass deutsche Interessen wieder stärker berücksichtigt werden. Wenn sich die EU nicht erheblich verändert, dann ist ein Austritt Deutschlands eine Option. Mehrere der Kandidaten haben sich so über einen möglichen Dexit geäußert und gesagt, sie würden gerne den Ast absägen, auf dem sie möglicherweise demnächst sitzen.

Fast alle Redner brachten die gleichen Bedenken vor: Die EU ist zu zentralistisch, zu bürokratisch. Sie mischt sich in zu viele Lebensbereiche ein. Sie bevormundet die Einzelstaaten. Kurz: Sie wird immer mehr zur EUdSSR.

Der bislang einzige Berliner Kandidat, den wir auf der Liste unterbringen konnten, ist Nicolaus Fest. Der frühere stellvertretende Chefredakteur der Bild am Sonntag sagte in seiner Vorstellungsrede, die Schmarotzer sollten erstmal lernen zu arbeiten – statt immer neue Forderungen an die Deutschen zu stellen.

Gunnar Beck habe ich erst auf diesem Parteitag kennengelernt. Der Rechtsexperte aus London ist Auslands-Mitglied der Partei – das heißt, dass er keinem Landesverband zuzuordnen ist. Er hat sehr gute Kenntnisse, aber keine Freunde in der Partei. Er wirkte auf mich wie ein “zerstreuter Professor”. Ich riet ihm: “Lassen Sie das mit der Kandidatur. Sie haben keine Chance. Vielleicht können Sie später für unsere Brüsseler Fraktion arbeiten.”

Michael Adam und ich

Dann hielt er seine Rede, und ich war begeistert. Er hat sehr klar vorgetragen, wie die Deutschen in Brüssel vorgehen müssen und wie sie die Souveränität zurückerobern. Beck hat den Parteitag mit einer einzigen Rede hinter sich gebracht und wurde auf die Liste gewählt. Und ich hatte ihm am Vortag abgeraten… was für ein Irrtum! Dieser Mann wird uns in Brüssel vorwärtsbringen.

Ein anderer Kandidat mit Expertise in EU-Recht ist Michael Adam. Mein Parteifreund aus Pankow hat sich professionell auf diesen Parteitag vorbereitet. Leider scheiterte er knapp. Zweimal gelangte er in eine Stichwahl, hatte dann aber nicht genug Unterstützung. Es fehlten wenige Stimmen. So ist Politik. Er wird wohl abermals antreten, wenn der Parteitag im Januar fortgesetzt wird.

Achille Demagbo

So wie Adam erging es auch weiteren Berliner Parteifreunden, die ihren Hut in den Ring geworfen hatten, darunter vor allem Thorsten Weiß und Achille Demagbo (“Ich bin mit einem Visum nach Deutschland gekommen, um zu studieren. Ja, ein Visum. So etwas gibt es tatsächlich.”), die ebenfalls in einer Stichwahl gescheitert sind. Hugh Bronson und David Eckert schafften es im selben Wahlgang dank Kanibalisierung nicht einmal in diese. Schade, alle hätten sicher gute Abgeordnete abgegeben. Das gilt auch für die anderen Berliner Kandidaten.

Am Ende haben wir uns einen Scherz erlaubt. Die SPD feiert gerade ihre Justizministerin und baldige EU-Spitzenkandidatin Katarina Barley ab, weil sie heute 50 Jahre geworden ist. Unter dem #happykatarina posten Genossen landauf, landab pro-Barley-Fotos. Darauf haben wir mit unserem ebenfalls heute feiernden Schatzmeister Frank-Christian Hansel und dem #happyfranky reagiert.


Wichtig für den Erfolg der AfD ist die Seriosität der Kandidaten und die Geschlossenheit der Partei. Beides ist gegeben. Es gab polarisierende Kandidaten, die es aber nicht geschafft haben. Alle Kandidaten stellen für eine klare patriotische, freiheitliche Politik. Sie werden den Brüsseler Bürokraten auf die Nerven gehen.

Das ist ihr Auftrag.