
Im ZDF lief neulich eine außergewöhnliche Dokumentation über die Geheimdienstoperation “Yellow Bird” nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens, das jetzt genau 30 Jahre zurückliegt. In dem atemberaubenden Film wird gezeigt, wie ein Teil der chinesischen Studenten nach der Niederschlagung der Studentenproteste ins Ausland, v.a. nach Frankreich, geschleust wurde.
Leider ist der Film nur noch heute in der Mediathek. Einen winzigen Ausschnitt (auf englisch) gibt es bei YouTube. Aber leider habe ich nicht herausgefunden, wann und wo der Film angeschaut und/oder erworben werden kann. Vielleicht sollen ihn auch nicht so viele Leute schauen – wer weiß…
Wenn wir uns die Ereignisse in China 1989 vor Augen führen, können wir nur seufzend feststellen, welches Glück wir Deutsche, ja wir Europäer, in diesem Schicksalsjahr hatten: Eine Lösung des Umbruchs in der Sowjetwelt hätte in Europa wie in China 1989 Tausende Leben kosten und den Reformprozeß um Jahre aufhalten können.
Zum Glück hat weder in Ostberlin noch sonst irgendeine Nomenklatura im Warschauer Pakt zum letzten Mittel gegriffen, um ihre Macht zu verteidigen. Die Kommunisten haben mir nichts, dir nichts abgedankt wie der Kaiser 1918 und damit den Weg für Freiheit, Demokratie und Kapitalismus freigemacht.
Wie anders lief es in China! Die Partei behielt die Macht. Zwar hat sich der Machtapparat verändert. China kopiert stärker denn je das westliche Wirtschaftsmodell und konnte dadurch – und durch den Fleiß seiner Einwohner – enorm aufholen. Auch gibt es mehr Freiheiten als noch unter Deng Xiaoping. Aber im Kern ist die Macht der Partei erhalten geblieben. Bis heute verteidigen ihre Vertreter die Richtigkeit des Mordes an den Studenten.

Zensur- und Herrschaftsmethoden sind nach wie vor intakt. Menschenrechtler erheben schwere Vorwürfe gegen China wegen staatlichen Organhandels. Die Partei kontrolliert, welche Nachrichten im Land gelesen werden dürfen. Privateigentum ist noch längst nicht so gewährleistet wie in einem freien Land. Ein staatliches Überwachungssystem mit Kameras, Gesichtserkennungssoftware und allerlei Big-Data-Spielereien verfolgt den normalen Chinesen auf Schritt und Tritt. Das Land nähert sich stark der Dystopie 1984 von George Orwell an.

Die Freude darüber, dass dieser Kelch an uns vorbeigegangen ist, darf nicht den Blick dafür verstellen, dass sich auch im Westen ein neuer Totalitarismus entwickelt. Unter dem Deckmantel der politischen Korrektheit und des Gutmenschentums werden Oppositionelle unterdrückt. Private Schlägertruppen setzen um, wofür früher das MfS zuständig war: Einschüchterung von Dissidenten. Die Bürger werden immer mehr zu Schachfiguren im großen Sozialexperiment. In ihr Leben wird hineinregiert mit Ganztagsschulen, Ökoauflagen, Lizenzpflichten, Waffenverboten und natürlich ganz besonders mit Rekordsteuern, die die Arbeitskraft absaugen.
Vor kurzem erlebten wir eine Empörung über die bevorstehende Enteignungswelle der Wohnungseigentümer. Zu Recht. Aber was viele dabei übersehen haben: Wo bleibt die Empörungswelle über die Enteignung der Dieselbesitzer? Der Aktionäre und Sparer (durch die Niedrigzinspolitik)? Der Zwangsversicherten in diversen Kassen (durch die illegale Masseneinwanderung in die Sozialsysteme)? Der Eltern, deren Erziehungsleistung durch staatliche Rundumbetreuung der Kinder sozialisiert wird?

Wenn es so weitergeht, werden wir bald in einem Land wie China aufwachen. Nur ohne Industrie, denn die haben und die weit fleißigeren und günstigeren Chinesen bis dahin abgeluchst. Also werden wir überwacht und arm sein, wenn wir das Ruder nicht noch herumreißen.
So ist es! Wo bleibt die öffentliche Empörung und der Aufschrei?