
Einsatz in Afghanistan. Ein Trupp von Soldaten durchquert unbekanntes Gelände. Auf einmal: Bummmmmm. Einer der Männer sieht, wie sein Kamerad vor ihm ihn die Luft fliegt. Er ist auf eine Mine getreten. Blut, Angst, Schreie.
Der Mann hinter ihm kriegt die Bilder nicht mehr aus dem Kopf, auch nach seiner Dienstzeit nicht. Dabei ist er gar nicht selbst betroffen. Und doch können die Kriegserlebnisse Soldaten traumatisieren, selbst wenn sie körperlich unbeschadet aus dem Einsatz zurückkommen. Seelische Narben sind nicht gleich sichtbar.
Wer das für schwach und verweichlicht hält, sollte sich mal mit Veteranen aus den diversen deutschen Auslandseinsätzen unterhalten. Ich habe das gerade gemacht. In Potsdam treffen sich heute die Mitglieder des Bundes deutscher Einsatzveteranen. Gestern waren sie für eine Fotoaktion vor dem Reichstag.
Seit einem Vierteljahrhundert sind Bundeswehrsoldaten in allen möglichen Auslandseinsätzen. Die Liste wird immer länger: Somalia, Kosovo, Afghanistan, Libanon-Küste, Mali. Und damit auch die Zahl der Männer, die an Auslandseinsätzen beteiligt waren. Sie liegt bei etwa 500.000. Seit Jahren wird übrigens über den Begriff Veteran gestritten: Sind alle Soldaten Veteranen oder nur die, die in solchen Auslandseinsätzen waren? Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat diesen Streit jetzt mit einem Tagesbefehl für beendet erklärt: Veteranen sind alle, die ehrenhaft aus der Bundeswehr ausgeschieden sind. Eigentlich logisch. Formal sollten wir also von Einsatzveteranen (so heißt ja auch der Interessenverband) sprechen, wenn Soldaten gemeint sind, die nicht nur gedient haben, sondern auch im Ausland eingesetzt worden sind.

Einer der Männer hat mir seine Geschichte erzählt: Der Marinesoldat war bei den wichtigsten Einsätzen dabei: Kosovo, Afghanistan, Libanon. Nach einem Einsatz tötete sich einer seiner Kameraden, weil er mit den Dingen nicht klarkam, die er erlebt hatte. Daraufhin wurde mein Gesprächspartner massiv gemobbt, weil Kameraden ihn zum Sündenbock machten. Keine schöne Geschichte. Er erzählte von Narkotika, Alkohol und dem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Dienst. Er sollte mit 480 Euro in die Frührente geschickt werden. “Wie soll ich davon leben als alleinerziehender Vater?”
Die Geschichte nahm eine positive Wendung: Nach einigem Hin und Her mit den Ämtern ist er jetzt wieder bei der Truppe – in einem Programm für nicht mehr kampffähige Ex-Soldaten. Er arbeitet fast Vollzeit. Außerdem hilft er Kameraden mit der ausufernden Bundeswehr-Bürokratie. Sein Urteil: “Wir waren damals, als das mit den Auslandseinsätzen losging, nicht darauf vorbereitet, dass Soldaten Probleme bekommen, wenn sie zurückkehren.” Das musste erst Stück für Stück aufgebaut werden.
Einsatzveteranen verdienen mehr. Wir dürfen Männer, die ihr Leben im Auslandseinsatz riskiert haben, nicht so stiefmütterlich behandeln, wie wir das bislang tun. Selbst dann, wenn diese Auslandseinsätze falsch sind.
Wer mit nachweisbaren Schäden aus dem Einsatz zurückkommt und nicht mehr verwendungsfähig ist, den darf der Staat nicht fallenlassen. Es muss keine lebenslange Rente fürs Nichtstun sein, aber auch außerhalb einer Kaserne wird sich eine Beschäftigung finden lassen, oder?
Darüber hinaus muss das Ansehen der Bundeswehr insgesamt verbessert werden. Wo sehen wir die Bundeswehr überhaupt noch außerhalb von Standorten? Früher habe ich an der Julius-Leber-Kaserne ständig Uniformierte wahrgenommen. Das war vor der Aussetzung der Wehrpflicht. Seitdem ist die Zahl der Soldaten so geschrumpft und/oder das Klima hat sich so verschlechtert, dass sie sich in Uniform nicht mehr vor das Kasernentor wagen.
Ich wünsche mir einen Veteranentag mit einer Parade, Besuche von Schulklassen in Kasernen, Gespräche mit Zeitzeugen, Tage der Offenen Tür in Kasernen. Und warum findet die Armee in unserer Populärkultur kaum statt? Wo ist die TV-Serie, die den Afghanistaneinsatz aufarbeitet? Ich mochte “Die Rettungsflieger” vom ZDF. Leider vor über zehn Jahren eingestellt.
Es gibt viel zu tun. Ich werde als Landtagsabgeordneter tun, was in meiner Macht steht, diese Zustände zu ändern.
Genau, Ehre, wem Ehre gebührt!
Deutsche Soldaten helfen Muslimen im “kosovo“, ein eigenes Land im Herzen Europas zu haben. Rekrutierungszentrum für Terroristen ist an “kosovo” jetzt.