Die Bundesregierung wusste, wie gefährlich ein neues Corona-Virus werden konnte. Seit Jahren! Sie hat es selbst 2012 in einem Bericht detailliert aufgeführt. Damals rechnete sie mit Millionen Toten. Passiert ist dennoch nichts. Dieser Vorgang macht sprachlos. Er muss dringend aufgearbeitet werden, wenn diese für uns alle schwierige Phase vorbei ist.

In der Drucksache 17/12051 unterrichtete die Bundesregierung über den Bevölkerungsschutz. In dem 88seitigen Papier sollte unter anderem die Frage „Wie kann der Staat eine bedarfs- und risikoorientierte Vorsorge- und Abwehrplanung im Zivil- und Katastrophenschutz gewährleisten?“ erörtert werden.

Die Autoren spielen zwei Ereignisse durch: eine Hochwasserkatastrophe und eine Pandemie durch ein neuartiges SARS-Virus. Letzteres Szenario liest sich streckenweise wie ein Bericht aus einer Tageszeitung im Jahr 2020. Es wurde seinerzeit unter Federführung des Robert-Koch-Instituts mit mehreren Bundesbehörden (Bevölkerungsschutz, BSI u.a.) erarbeitet. In der Einleitung heißt es:

Das Szenario beschreibt eine von Asien ausgehende, weltweite Verbreitung eines hypothetischen neuen Virus, welches den Namen Modi-SARS-Virus erhält. Mehrere Personen reisen nach Deutschland ein, bevor den Behörden die erste offizielle Warnung durch die WHO zugeht. Darunter sind zwei Infizierte, die durch eine Kombination aus einer großen Anzahl von Kontaktpersonen und hohen Infektiosität stark zur initialen Verbreitung der Infektion in Deutschland beitragen. (…) Zum Höhepunkt der ersten Erkrankungswelle nach ca. 300 Tagen sind ca. 6 Millionen Menschen in Deutschland an Modi-SARS erkrankt. 

 Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012, Seite 5

Auch der Krankheitsverlauf wurde richtig prognostiziert: Höhere Mortalitätsrate bei Älteren, Symptome, Inkubationszeit – alles genau wie bei Covid-19:

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Übertragung des Virus auf einen Menschen bis zu den ersten Symptomen der Erkrankung, beträgt meist drei bis fünf Tage, kann sichaber in einem Zeitraum von zwei bis 14 Tagen bewegen. Fast alle Infizierten erkranken auch. Die Symptome sind Fieber und trockenerHusten, die Mehrzahl der Patienten hat Atemnot, in Röntgenaufnahmen sichtbare Veränderungen in der Lunge, Schüttelfrost, Übelkeit und Muskelschmerzen. Ebenfalls auftreten können Durchfall, Kopfschmerzen, Exanthem(Ausschlag),Schwindelgefühl, Krämpfe und Appetitlosigkeit. Die Letalität1ist mit 10% der Erkrankten hoch, jedoch in verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich starkausgeprägt. Kinder und Jugendliche haben in der Regel leichtere Krankheitsverläufe mit Letalität von rund 1%, während die Letalität bei über 65-Jährigen bei 50% liegt. 

Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012, Seite 58

Dann der Hammer: Nach diesem Szenario ist mit einer dreijährigen Dauer zu rechnen. Und weiter. “Es ist über den gesamten Zeitraum mit mindestens 7,5 MillionenToten zu rechnen.” Es sei nicht auszuschließen, dass es u.a. zu Diebstählen/Einbrüchen, Plünderungen und Vandalismus kommen könne – kurz: Die öffentliche Ordnung ist durch einen solchen Verlauf der Pandemie bedroht.

Leider ist der Teil, wie sich die Behörden auf eine solche Situation einstellen können, sehr kurz ausgefallen. Das bedrückende Szenario wird beschrieben, aber es ergehen keine Handlungsanweisungen. Wer das Papier 2012 gelesen hat und in staatlicher Verantwortung war, sollte jedoch genau das gemacht haben: Pläne entwicklen, wie eine solche Krise zu bewerkstelligen ist.

Passiert ist jedoch wenig bis nichts. Auch nach dem Ausbruch der Krankheit in Wuhan passierte wochenlang nichts.

Das wirft folgende Fragen auf:

  1. Wenn die Bundesregierung mit diesen Ausmaßen gerechnet hat, wieso war sie dann so schlecht vorbereitet?
  2. Wieso verkündete Gesundheitsminister Jens Spahn noch im Februar, seine größte Sorge seien “Verschwörungstheorien” – und nicht die erkrankten Personen?
  3. Wieso ist unser Land nicht besser auf diesen Ernstfall vorbereitet gewesen? Warum wurden keine Beatmungsgeräte angeschafft? Keine Masken?
  4. Wieso wurden beispielsweise noch im Februar Schutzausrüstungen an China verschenkt?
  5. Wieso erklärt Ursula von der Leyen (Beruf: Medizinerin) angesichts einer zweistelligen Zahl von Toten, sie habe das Problem unterschätzt? Sie war auch damals in der Regierung, die diesen Bericht herausgegeben hat…

Besonders jämmerlich ist die Rolle der Regierungspropagandisten, die jetzt immer noch versuchen, die Katastrophe kleinzureden, das Handeln der Regierung zu rechtfertigen und sich hinter die Kanzlerin stellen, so als habe es kein Versagen im ganz großen Stil gegeben. Nur ein Beispiel: Hier berichtet der Bayerische Rundfunk, das Risikopapier von 2012 habe nichts mit dem Corona-Virus von 2020 zu tun. Und dann wundern sich diese hochbezahlten, öffentlich-rechtlichen Medienbeamten über sinkende Glaubwürdigkeit ihrer Rundfunkanstalten und den Unwillen der Bürger, dafür einen steigenden Zwangsbeitrag zu blechen.

Dies ist eine schwere Zeit für uns alle. Ich hatte mir schon längere Zeit Sorgen wegen des Virus gemacht und meine Kinder vor einer Woche bereits aus der Schule genommen. Ich wollte aber auch nicht als Paranoiker gelten und habe deswegen nicht öffentlich die Untätigkeit der Machthaber angeprangert. Ist ja auch nicht mein Spezialgebiet. Jetzt ärgere ich mich darüber. Wenigstens haben andere Parteifreunde von mir vor den Vertretern der Konsensparteien deutliche Worte für die fahrlässige Haltung unserer Regierung gefunden.

Ich wünsche allen die Geduld, diese schwere Phase zu überstehen. Beten wir gemeinsam für die Erkrankten, dass sie wieder gesund werden. Möge uns der Herr gnädig sein.

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