
Am Strand. Bei Sonnenschein. Mit meiner alten NVA-Schaufel und mehreren Eimern stehe ich mitten in meiner Phantasiestadt Decentia, die ich aus Sand und Steinen errichtet habe. Mauern, Gräben, Brücken, Tore, Kirchen, Wohnhäuser und ein Colloseum in der Mitte. Mehrere Kinder hatten mir dabei geholfen, die große Anlage zu errichten und als Belohnung alle ein großes Eis bekommen.
Nun kamen immer wieder andere Badegäste und schauten sich die Stadt genau. Ich ging zu ihnen und erzählte ihnen, was ich mir dabei gedacht habe. Zwei Frauen mittleren Alters – Marke GEW-Lehrerin – horchten auf, als ich von Armenvierteln sprach, die gerade plattgemacht worden waren, um neue herrschaftliche Villen zu errrichten. Ich hatte eigentlich nur den Lauf der Dinge geschildert (nachdem eines der Kinder versehentlich draufgetreten war). Aber die Dame bedankte sich mit süddeutschem Akzent: „Wie gut, dass Sie das mit der Gentrifizierung berücksichtigt haben.“ Gern geschehen.

Seit zwei Tagen bin ich aus dem Urlaub an der Ostsee zurückgekommen. Leider konnte ich auch in den Ferien nicht ganz vom Tagesgeschehen abschalten. Alleine der Rummel um den laufenden EU-Gipfel war kaum auszublenden. Die Kanzlerin hat sich wie immer über den Tisch ziehen lassen und wird kommenden Generationen neue Schulden aufbürden. Und die regierungsnahen Medien verkünden, sie habe ja eine Sonderzahlung über 500 Millionen Euro an die Neuen Länder rausgeschlagen – und unterschlagen dabei, dass Deutschland für etwa 700 Milliarden der insgesamt 1.800 Milliarden Euro wird aufkommen müssen. Es ist zum Jammern.
Aber die Brüsseler Lobbyisten machen ganze Arbeit. Überall, wo etwas mit EU-Mitteln mitfinanziert wird, stellen sie ihre EU-Propagandaplakate auf. Nirgendwo steht, dass das Geld eigentlich im wesentlichen vom deutschen Steuerzahler kommt. Eigentlich sollte da ein Plakat von Hans Müller, Jahreseinkommen 40.000 Euro, stehen. „Hier baut meine Steuerlast der Jahre 2020-2040 die Mädchen-Umkleidekabine einer überteuerten Turnhalle.“
Nur wenige fallen darauf herein. Zwei habe ich im Urlaub getroffen: Ein älteres Pärchen aus Berlin mit Enkelkind berichtete im Zusammenhang mit meiner Sandburg über die Sturmfluten an der Ostsee. In normalen Zeiten ein bis zwei Meter, aber manchmal auch viel mehr. Die neue Seebrücke sei 2005 kaputtgegangen. Deswegen sei sie neugebaut worden. „Aus EU-Mitteln“, jauchzte die Frau sofort. Sie war auf diese billige Nummer hereingefallen. Ich verkniff mir eine Bemerkung dazu.
Wenn es regnete, dann besuchten wir Museen. So habe ich erstmals das Holsten-Tor von innen gesehen. Das ist das große Tor unter zwei breiten Türmen, das auf den 50-Mark-Scheinen drauf war. Innen drin ist ein gutes Museum mit einer Miniatur-Altstadt des mittelalterlichen Lübeck, Kriegsschiffen, Folterbank und alten Kanonen. Sogar das Schwert, mit dem 1363 der damalige Bürgermeister hingerichtet wurde, ist zu sehen. Der Politiker hatte eine Kraftprobe mit dem Rat der Stadt verloren und wurde für eine Niederlage im Krieg gegen Dänemark zur Rechenschaft gezogen.

Ich glaube, es gibt vieles aus der Zeit der Hanse, was wir (neu) lernen müssen. Zum einen die Hanse selbst: ein Zusammenschluss souveräner Städte, die gemeinsame Interessen haben. Sie haben sich nicht zu einem Staatenbund zusammengeschlossen, sondern nur gelegentlich ihre Angelegenheiten auf dem Hansetag besprochen und verhandelt – und sind dann wieder ihres Weges gegangen. Innerhalb des deutschen Reiches besaßen sie ein großes Maß an Unabhängkeit.
Sie schützten ihre Städte, in denen Bürger die Freiheit genossen, aber auch dienen mussten. Jeder Bürger bis Mitte vierzig musste in Lübeck Wachdienst übernehmen oder einen Stellvertreter schicken. Bürger zu sein war ein Privileg, das Rechte mit sich bringt. Aber kein Almosenverteilmechanismus wie der sozialdemokratische Wohlfahrtsstaat. Der Wohlstand kam durch harte Arbeit und Handel zustande. Mit einem Bein zu Hause in der Heimatstadt, mit einem draußen in der Welt. So wie viele deutsche Mittelständler noch heute erfolgreich Weltmarktführer in kleinen Produktnischen sind. So geht es, aber leider immer weniger.
Die Hanse war fixiert auf zwei Dinge: Schutz der eigenen Schiffe, des eigenen Handels gegen Piraten oder fremde Zöllner. Und Schutz der Städte vor dem Chaos vor den Toren. Gender-Lehrstühle gab es in dieser Welt ebenso wenig wie staatliche Preisvorgaben oder Gängelung der Bürger durch staatliche Bürokratie.
Wehrhafte Mauern kennzeichnen die mittelalterliche Stadt. Sie erfüllen nicht nur eine militärisch-defensive Funktion , sondern grenzen auch den eigenen Rechts- und Wirtschaftsraum vom Umland ab.
Hansemuseum Lübeck
Dabei gab es ein ausgeklügeltes Rechtssystem. So musste jemand, der einer Frau das Tuch vom Kopf zieht oder einen Mann grundlos schlägt sechs Felle als Bußgeld entrichten. Für Freiheitsberaubung (Mann grundlos gefesselt) das Doppelte. Es wurde nicht nach der Höhe des Einkommens gefragt bei der Zumessung der Strafe.
Ein anderes Museum, das ich besucht habe, war das private Starwars-Museum im mecklenburgischen Dassow. Da hat ein Fan alle möglichen Figuren aus der Serie zusammengetragen, darunter Raumschiffe in Originalgröße und vor allem viele Madame-Tussauds-mäßige Puppen, die so aufgebaut sind, dass sie Filmszenen darstellen. Der Eintritt ist happig, aber es lohnt sich. Beim Rundgang erzählt die Filmstimme Luke Skywalkers aus der Ich-Perspektive die Handlung der ersten drei Episoden. Die jüngsten drei Episoden scheinen auch aus der Sicht des Museumsbetreibers nichts zu taugen. Es ist fast nichts davon zu sehen.
Ab der Episode 7 ist die Serie ein einziger Rohrkrepierer. Aber aus den früheren Folgen (4-6) können wir etwas lernen, das ein bisschen an das erinnert, was die Hanse verkörpert: Die um ihre Freiheit kämpfenden Rebellen sind auch ein zusammengewürfelter Haufen im Kampf gegen das böse Imperium. Und die Handelsföderation, in den ersten Folgen so etwas wie die Vorgängerorganisation des Imperiums, hat erstaunliche Parallelen zur EU. Sie will immer mehr Macht und erfordert Unterordnung.

Doch letztlich ist die Handelsföderation nur Ausfluss eines teuflischen Plans, um die Republik von einem Staatenbund in das Imperium zu verwandeln. Durch künstlich geschürte Ängste wird der Staat immer mächtiger. This is how liberty dies, sagt Prinzessin Amidala, als der Imperator die Macht an sich reißt. So stirbt die Freiheit. Und das tut sie auch in der ständig wachsenden EU, die bald alles bis ins Kleinste regeln und die Souveränität der Einzelstaaten abschaffen wird. Gäbe es die Hanse heute noch, sie würde sich ebenso den Allmachtsphantasien Brüssels ebenso widersetzen – wie sich der Planet Naboo der Handelsförderation widersetzt.
Seht gut Herr Gläser! Auch in der AfD braucht es starke Hansestädte.
Sehr schöner Artikel!