Curt-Eberhard Jung fährt jetzt im Himmel Motorrad

Curt-Eberhard Jung (Mitte) diskutiert hinterher über einen Dokumentarfilm in Blankenburg (Juni 2020)

Curt-Eberhard Jung war eine Institution in Pankow-Niederschönhausen. Er war einer der wenigen, die alte DDR-Motorräder noch reparieren konnten. Dem Sterben der Innenstädte widersetzte er sich hartnäckig: Seine Werkstatt mit angegliedertem Ladengeschäft in prominenter Lage in der Dietzgenstraße lief. Er dachte nicht an Ausziehen – oder gar ans Aufhören.

Curt-Eberhard Jung hatte eine asiatische Frau und schüttelte deswegen schon immer den Kopf, wenn er mit dem Rassismusvorwurf (gegen die AfD) konfrontiert wurde. „Das ist doch Blödsinn“, sagt er. Er vermisste seine Frau, die schon lange tot war. Aber er wirkte nie niedergeschlagen deswegen.   

Er nahm kein Blatt vor den Mund

Seine Motivation, sich der AfD anzuschließen war klar: Sie hatte nichts mit Vorurteilen oder persönlicher Frustration zu tun, wie es unsere Kritiker gerne suggerieren. Nachdem Jung die DDR durchlitten hatte, was für ihn als Selbständigen besonders schwer gewesen ist, wollte er vermeiden, dass Deutschland wieder einer roten Herrschaft anheimfällt. Nur wer die Unfreiheit kennt, weiß die Freiheit so richtig zu schätzen. Das ist der Wissensvorsprung, den viele DDR-Bürger mit ins wiedervereinigte Deutschland gebracht haben. 

Er war ein gerngesehener Gast bei unseren Veranstaltungen, diskutierte lebhaft Vorträge oder Filme in Blankenburg. Wenn er das Wort ergriff, hörten alle zu, weil er nie lange um den heißen Brei herumredete. Fast immer kam er zu unseren Treffen mit seinem Motorrad. Er trank nie oder maximal ein Glas. Tadelloser Lebenswandel.

Er war auch sehr wissbegierig. Neulich bestellte er ein Buch mit dem Titel „Warum Polizisten AfD wählen“, das ihn erst sehr fasziniert hatte – und das er dann an andere weitergeben wollte, weil er den Inhalt so großartig fand. Er gehörte auch zu den Spendern der Partei. Die wenigstens Unternehmer finden neben ihren Geschäften noch Zeit für solche Überzeugungsarbeit. Curt-Eberhard Jung schon.

Klare Ansagen waren sein Ding

Zweimal war ich längere Zeit in seiner Werkstatt zu Gast. Einmal beim ersten Kennenlerngespräch. Da war ich schon begeistert. „Mein Laden, meine Regeln“ prangte als Spruch an der Kasse. Er liebte klare Ansagen. Er erzählte mir die Geschichten aus der Zeit der SED-Herrschaft und von seiner geliebten Frau. Ich kam immer mal wieder vorbei.

Zuletzt im Frühsommer 2020. Fahrradtour mit der Familie mitten im Corona-Lockdown. Aus irgendeinem Grund schauten wir bei ihm vorbei. Curt-Eberhard Jung führte uns über sein Grundstück, das neben einem noblen Bauprojekt lag. Die Investoren hätten auch sein Land gerne dazu gekauft und dort teure Stadtvillen errichtet. Er aber wollte nicht weichen. „Ich verkaufe nicht.“ Das war Curt-Eberhard Jung. Unbeugsam, aber freundlich. Als wir gingen, verschwand er nochmal kurz in seinem Schuppen. Er kam mit einem Gefäß zurück – und ölte allen die Fahrradketten. Fürsorglich war er auch.

Vor ein, zwei Wochen telefonierten wir zum letzten Mal miteinander. „Kommen Sie auch zu unserem Parteitag?“ Er antwortete: „Was denken Sie denn? Natürlich!“ Leider lag er da falsch. Wir warteten vergeblich auf sein Erscheinen auf dem Bezirksparteitag am 21. Februar. Curt-Eberhard Jung ist in der Nacht zuvor zu Hause verstorben. Im Mai wäre er 82 Jahre alte geworden. Gott sei seiner Seele gnädig.